Willi Kellers Quartet feat. Paul Dunmall

Konzert 172 — Donnerstag, 13. Februar 2014, 20 Uhr

Willi Kellers Quartet
feat. Paul Dunmall

Paul Dunmall — Tenorsaxophon, Dudelsack
Frank Paul Schubert — Alt- und Sopransaxophon
Clayton Thomas — Kontrabass
Willi Kellers — Schlagzeug

Großbritannien, das europäische Zentrum in Sachen Rock und Pop, ist auch ein Land mit  großartiger Jazzmusik. Nicht wenige Avantgardisten des Genres waren und sind Briten; genannt seien etwa Derek Bailey, Evan Parker, Dave Holland, Barry Guy, Phil Minton und Keith Tippett. Bekannte britische Jazzmusiker sind außerdem John Surman, Mike Westbrook, Django Bates und Ian Carr. Stammgäste von »Jazz live im Speicher« werden vielleicht auch an das Delta Saxophone Quartet aus London denken, dessen Auftritt die große Überraschung des Leeraner Jazzjahres 2008 war.

Ein weiterer Kreativkopf der britischen Improvisationsszene ist Paul Dunmall. Der 1953 geborene Saxophonist, der ebenso auf dem Dudelsack zu überzeugen weiß, war mit seiner expressiven bis vulkanartigen Spielweise unter anderem in Keith Tippetts Quartett Mujician zu hören. Er arbeitete mit so unterschiedlichen Musikern wie Johnny Guitar Watson und Alice Coltrane, war Mitglied in Barry Guys London Jazz Composers Orchestra und hat bis heute unzählige eigene Projekte initiiert.

Seit 2012 spielt Dunmall auch im Quartett des deutsches Schlagzeugers Willi Kellers (Foto oben). Kellers, geboren 1950 in Münster, war nach dem Musikstudium zunächst als Theaterkomponist tätig. Jazzmusiker ist er mittlerweile mehr als 30 Jahre. Er spielte mit Charles Gayle, Peter Brötzmann, Willem Breuker, Fred Frith, Ernst-Ludwig Petrowsky, Borah Bergman und vielen anderen mehr. So war er in Leer noch vor zwei Jahren mit Thomas Borgmanns Trio Boom Box zu erleben.

Kellers’ aktuelles Quartett ist eine Erweiterung seines 2007 gegründeten Trios. Von Anfang mit dabei sind der australische, in Berlin lebende Bassist Clayton Thomas sowie der Saxophonist Frank Paul Schubert. Inzwischen durch die Mitwirkung Dunmalls in Viererstärke musizierend, sieht sich die Band zwar in der Tradition des Free Jazz, das allerdings in einem sehr undogmatischen Verständnis. Denn bei aller Dichte der Improvisationen zeichnet sich das Zusammenspiel der deutsch-britisch-australischen Formation durch eine große Klarheit in der Architektur aus, wie es auch durchzogen ist von rhythmischen und hymnischen Passagen. Und wer verbindet mit Free Jazz schon Dudelsack-Klänge?

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