Leeraner Poetry Slam 09.02.18 - Rückblick
Großes „Wortgefecht“ um goldenen Kutter
Der Poetry-Slam im Leeraner Theater an der Blinke lockte am Freitagabend rund 700 Besucher an. Die Gäste erlebten einen kurzweiligen Abend – und sahen ein ungewöhnliches Ergebnis.
Fünf Künstler brachten am Freitagabend im ausverkauften Theater an der Blinke in Leer ihre Poesie auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Beim Poetry-Slam um den goldenen Kutter traten die Interpreten in Duellen gegeneinander an und das Publikum wählte durch Applaus seinen Favoriten.Moderator Andy Strauß erläuterte den Ablauf: „Vier Slammer messen sich in zwei Duellen. Dann haben wir zwei Sieger und die ziehen ins Finale ein. Vor dem Finale tritt dann der fünfte Slammer, Jason Bartsch, außer Konkurrenz mit seiner Musik auf.“ Strauß, gebürtiger Leeraner und selbst bundesweit erfolgreicher Poetry-Slammer, hatte vor Jahren den ersten von Veranstalter Stevie Evers in Leer organisierten Slam moderiert. „Ich bin bei meinen Auftritten nie so nervös wie hier in Leer“, verriet Strauß den 700 Gästen. Dann stellte er die Künstler vor: Jan-Phillipp Zymny, Nektarios Vlachopoulos, Sulaiman Masomi, Sira Busch und Jason Bartsch.
Vlachopoulos setzte sich mit dem Rechtsruck der bürgerlichen Mitte auseinander
Vlachopoulos, ehemaliger Deutschlehrer, machte den Anfang. Pointiert mischte er zunächst seine bitteren Erfahrungen bei einer Studentenparty mit den täglichen Strapazen eines Lehrers. Im zweiten Text wurde es gesellschaftskritisch: Vlachopoulos setzte sich mit dem Rechtsruck der bürgerlichen Mitte auseinander. Sein Duellpartner war Jan-Phillipp Zymny, in dessen Beitrag es um eine Bestellung von 17 Alpakas bei einer Firma, die Ansaugstutzen herstellt, ging. Durch eine Telefongesprächs-Odyssee wurden 17 Alpakas schließlich zu 112 „Clownrads“: „Den kleinen Mopeds, auf denen Clowns durch die Manege fahren“, so Zymny.Das zweite Duell bestritten Sira Busch und Sulaiman Masomi. Busch, die einzige Frau im Wettbewerb, hielt zunächst ein flammendes Plädoyer für die Mathematik. Im nächsten Beitrag beschrieb sie den Druck, der in Prüfungssituationen auf Studenten laste, wenn das Leben davon abhängig ist, was hinter dem Gleichzeichen in einer Klausur steht. Ihr Kontrahent Masomi beschrieb sein Leben als „sozialer Terrorist“, der schon früh entdeckte, dass Worte wie Bomben sein können, in doppeltem Sinne also „Spreng-Sätze“. Sein zweites Werk war nicht weniger explosiv: Er setzte sich mit seinen Erfahrungen als Ausländer und gesellschaftlichen Konflikten auseinander.
Zymny löste großes Gelächter mit seinem Groschenroman
Zymny und Busch setzten sich in ihren Duellen durch und zogen ins Finale ein. Zymny löste dabei im Publikum großes Gelächter mit seinem Groschenroman um Dr. John Adams aus, während Sina Busch die Authentizität von Menschen anzweifelte, die sich selbst stets als „verrücktes Huhn“ bezeichnen müssen.„Es liegt nun buchstäblich in eurer Hand, wer die Trophäe des Abends, den goldenen Kutter, mit nach Hause nimmt“, schwor Strauß die Zuschauer ein. Allerdings konnte in zwei Versuchen kein Unterschied zwischen den Begeisterungsstürmen des Publikums festgestellt werden. So kam es zu einem ungewöhnlichen Ergebnis: Es gab einen Doppelsieg. „Wie ich den Kutter nun durchsäge, muss ich mir noch überlegen“, scherzte Moderator Strauß. Eva Schaa und ihre Tochter Julia waren sich am Ende einig. „Es war ganz schwierig, einen Favoriten zu küren. Alle waren heute auf ihre Art klasse“, fanden die Gäste.
Liebe Wortsport Freunde, am Freitag, 09. Februar 2018 macht der Kulturkutter erneut im Theater an der Blinke fest und öffnet die Türen zum großen LEERANER POETRY SLAM „WORTGRANAT“.
DAS GROSSE BEST OF POETRY SLAM u.a. mit Jan-Phillipp Zymny // Nektarios Vlachopoulos // Andy Strauß // Sulaiman Masomi // Sira Busch // Jason Bartsch
Nach den erfolgreichen Jahren der Leeraner Poetry Slams in der Ledastadt freuen wir uns auf alte und neue Gesichter. So kehrt der gebürtiger Leeraner Andy Strauß erstmals in seine Heimat zurück, um gemeinsam mit seinem alten Schulfreund Stevie Evers den Poetry Slam 2018 mit einem Best-Of-Poetry-Slam in wortgewaltige Duelle zu hüllen und die Moderation des Abends zu übernehmen. Der Mann, welcher den allerersten Poetry Slam in Leer überhaupt veranstaltet hat zog nach dem Abitur am Ubbo-Emmius-Gymnasium in die Welt. Mittlerweile ist der Münsteraner Vater von zehn Büchern, Slam-Landesmeister von NRW und rockt sämtliche Slambühnen der Republik – arbeitet aktuell für den Hamburger TV Sender Rocketbeans TV. Willkommen zurück, verlorener Sohn.
Das Prinzip eines Poetry Slams ist schnell erklärt: Autorinnen und Autoren treten mit ausschließlich selbst geschriebenen Texten gegen einander an und das Publikum ist die Jury. Jeder der auftretenden Künstlerinnen und Künstler hat dabei jeweils zehn Minuten Zeit seine / ihre selbst verfassten Texte vorzutragen, dann sind die Zuschauer / Zuhörer an der Reihe und bewerten die gehörten Beiträge mit lautstarkem Applaus sowie mit Punkten von eins bis zehn. Verkleidungen und Requisiten sind untersagt, ebenso durchgängiger Gesang. Dem Sieger / der Siegerin winkt neben Ruhm und Ehre eine Trophäe, nämlich der „Goldene Kutter“.
Wir freuen uns auf tolle Slammer, besonders begrüßen wir jedoch den derzeit erfolgreichsten Durchstarter der letzten Jahre:
Jan-Phillipp Zymny (Wuppertal)
Jan Philipp Zymny (*1993 in Wuppertal) ist Autor, Kabarettist, Stand Up-Komiker und einer der bekanntesten und erfolgreichsten Poetry Slammer der Szene.
Er gewann 2013 und 2015 die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam, sondern stand seit 2012 viermal in Folge im Finale dieses fünftägigen Literatur-Festivals. Weiterhin wurde er unter anderem 2013 mit dem NightWash Talent Award und 2016 mit dem Jurypreis des Prix Pantheons ausgezeichnet.
Seit August 2014 bereist er mit seinem ersten abendfüllenden Soloprogramm „Bärenkatapult!“ die deutschen Kleinkunstbühnen und tritt sowohl bei Comedy- als auch Kabarett-Veranstaltungen auf.
In seiner Freizeit verdingt sich Jan Philipp Zymny als Erfinder, versucht die M-Theorie zu widerlegen und erledigt kleinere Schmiedearbeiten für die Reiterhöfe der Umgebung.
Seit 2016 ist er mit seinem neuen Programm „Kinder der Weirdness“ im kompletten deutschsprachigen Raum unterwegs.
Nektarios Vlachopoulos
Mit ihm begrüßen wir einen Slampoet und Humoristen, ehemaligen Deutschlehrer mit griechischem Integrationshintergrund.
Er tritt seit März 2008 auf Literaturveranstaltungen zwischen Flensburg und Zürich auf. 2011 gewann er das große Finale der deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaft in der Hamburger O2-World, 2012 die Rheinland-Pfälzische und 2015 die Baden-Württembergische Poetry Slam Meisterschaft.
Seine Texte zeichnen sich durch Geschwindigkeit, Präzision und absurden Humor aus. In seinem ersten Soloprogramm „Niemand weiß, wie man mich schreibt“ mischt er das Beste aus acht Jahren Bühnenerfahrung mit vergnüglichen Alltagsgeschichten und peinlichen Improvisationen.
Gewinner des Kabarett Kaktus 2016
Ausschnitte aus der Laudatio von Klaus Weinzierl:
Ein Artikulations-Akrobat, schnell, superschnell, jeden Augenblick überraschend, intelligent, witzig, komisch, ein Sprachkünstler mit Haltung in diesen scheinbar so unübersichtlichen Zeiten. So einer auf der Bühne ist für die Schule ein Verlust, für das Kabarett in diesem Land eine Entdeckung.
Förderpreis des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg 2017
Mit seinem Talent, Texte so scharfsinnig und präzise vorzutragen, dass jedes Wort nachhallt, überzeugte Nektarios Vlachopoulos die Juroren. Als Slampoet und Humorist, tagsüber getarnt als Lehrer, ist er seit seinem Sieg der deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften 2011 eine Größe der Szene. Bedacht, aber flink, geistreich, doch manchmal auch grobschlächtig präsentiere sich der „Deutschlehrer mit griechischem Integrationshintergrund“, so die Jury über den Ludwigsburger Förderpreisträger .
Mittleres Passauer Scharfrichterbeil (2016)
Bielefelder Kabarettpreis 2017 (Jury- und Publikumspreis)
Goldener Rostocker Koggenzieher (2017)
Freuen Sie sich auf einen kurzweiligen Abend mit einer wilden Mixtur aus Wortgefecht, Kabarett, Comedy, Lyrik und Storytelling!
Gekämpft wird um den Goldenen Kutter des Poetry Slams
Sulaiman Masomi (Köln)
Sulaiman Masomi – Foto: Fabian Stuertz
Der gebürtige Afghane Sulaiman Masomi treibt seit über 10 Jahren sein Unwesen auf den Bühnen Deutschlands. Als kultureller Botschafter bereiste er für das Goethe Institut u. a. Städte wie Kairo, Mexiko-City, Riga, San Francisco und Jerusalem, um seine Werke vorzustellen und Workshops zu geben.
Im Jahre 2013 wurde er NRW-Meister im Poetry Slam und war im selben Jahr Finalist der deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften.
Sulaiman Masomi hat einen Magister in allg. Literaturwiss., Medienwiss. und kulturwiss. Anthropologie. Er ist Mitbegründer der Lesebühne LMBN (mit Sebastian 23, Andy Strauß, Misha Anouk und Neumitglied Jan Philipp Zymny). Sulaiman lebt und arbeitet irgendwo zwischen Kabul, Krefeld und Köln.
Sira Busch (Münster)
Sira Busch ist eine überregional bekannte Slam Poetin, welche seit 2012 auf Bühnen im deutschsprachigen Raum zu sehen ist. Sie schreibt humoristische, teilweise überspitzte Geschichten über die verschiedensten Themen. 2013 und 2017 nahm sie an den deutsch-sprachigen Meisterschaften teil, sowie 2013 und 2014 an den deutschsprachigen U20 Meisterschaften und an den NRW–Meisterschaften 2012–2016.
Sie gewann unter anderem große Slams wie den Reim in Flammen Poetry Slam in Köln, den Weststadtstory Poetry Slam in Essen oder den Hörsaalslam in Aachen. Zudem ist sie gern gesehener Gast auf Lesebühnen. Ihre Texte wurden in mehreren Magazinen und in den Büchern ”Tintenfrische II“, welches im Lektora Verlag erschienen ist und ”Lautstärke ist weiblich II“, welches im Satyr Verlag erschienen ist, abgedruckt.
Was die Presse schrieb: general-anzeiger-bonn.de: ” Ihr trockener Humor und der umwerfend komische Vortrag von Sira Busch aus Munster [. . . ] riss die Zuh ¨ ¨orer zu Beifallssturmen hin.“ ¨
guten-tach.de: ” Sira Busch ist eine außergewöhnliche Poetin, die eine Bühnenpräsenz und Ausstrahlung hat, die nicht nur ungewöhnlich ist, sondern durchaus an Meister des Humors [. . . ] erinnert.“
Jason Bartsch
Geboren 1994 in Solingen, dem kleinen Dorf neben der Stadt, wo mal ein Elefant aus einer Schwebebahn gefallen ist. Das in Lyrik zu verarbeiten ist nicht nur weit hergeholt, sondern wahr. Er war Postpoetry-Preisträger in der Kategorie Nachwuchslyriker 2012, Finalist der U-20-Meisterschaften und Halbfinalist der deutschsprachigen Meisterschaften 2013 im Poetry Slam. Für seine Gedichte war er nicht nur Preistrager des Treffens Junger Autoren 2013 & 2015 sondern auch 2014 auf der Longlist des internationalen New Voices Award der PEN. Jetzt ist er freiwillig nach Bochum gezogen, ja, ins Ruhrgebiet, von wo aus er, mittlerweile als amtierender NRW-Landesmeister, mit WortLautRuhr sämtliche Poetry Slams veranstaltet und moderiert.
Im November 2015 wurde ihm der Nachwuchsförderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen in der Kategorie Literatur verliehen. 2017 stand er im Finale der deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam und belegte den fünften Platz.
Seine Bühnentexte, u.a. im Zusammenarbeit mit ARTE, dem WDR, dem SWR-Sinfonieorchester und dem Amerikanischen Institut entstanden, bewegen sich jederzeit zwischen verträumtem Spoken Word und körperlicher Anstrengung, zwischen ratternden Reimen und unangenehm spitzen Pointen. Bachmann-Preistrager waren empört, eine Hausfrau schrie mal auf vor Glück. Hier würde auch kein Elefant entspannt in einem fliegenden Bus sitzen bleiben.
Vorverkauf
Der Vorverkauf läuft und die Tickets sind ab sofort pünktlich zum Weihnachtsgeschäft an allen Filialen der Sparkasse LeerWittmund, sowie bei Nordwest Ticket und online bei www.ticketmaster.de erhältlich.
Tickets kosten 8€ ermäßigt für Schüler, Stundenten und Rentner, sowie 12 € regulär und 15 € an der Abendskasse.
Rückblick vom vergangenen Jahr im Theater an der Blinke
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