Ausstellung von Manfred W. Jürgens am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth
Dass die aktuell zu sehende Ausstellung „Der Seelenfänger“ am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth nicht nur bis ins kleinste Detail durchkomponiert ist, davon konnten sich die anwesenden Gäste bei der Vernissage am Freitag, den 26. Juni, selbst überzeugen. Sie zeigt im Pavillon Clement August 44 zum Teil großformatige Gemälde des Malers Manfred W. Jürgens, dessen Sujet Menschen, Tiere, Stillleben und Landschaften sind. Der Künstler beweist mit jedem einzelnen Bild, dass er die Kunst des Malens wie die alten Meister der Renaissance versteht und dabei einen unbändigen Willen zum Detail und zum Geschichtenerzählen hat. Das Portrait des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt im Alter von 95 Jahren, das als Leihgabe der Bremischen Bürgerschaft auf Clemenswerth zu sehen ist, zog die Anwesenden bei der Ausstellungseröffnung dabei besonders in den Bann. Schließlich ist Jürgens neben dem Maler Bernhard Heisig der einzige, der Helmut Schmidt malen durfte.
Manfred W. Jürgens wurde 1956 in Grevesmühlen in Mecklenburg geboren. Schon früh entwickelte er eine Begeisterung für die Kunst. Sein Schlüsselerlebnis hatte er mit fünf Jahren, als seine Großeltern ihn mit in die Dresdener Gemäldegalerie nahmen. Hier begeisterten ihn Albrecht Dürer und Otto Dix. In seiner Jugend malte er dann unentwegt. Trotzdem wurde er nach der Schule 1973 zunächst Matrose. Eine Krankheit, die ihm fast das Augenlicht kostete, brachte ihn wieder an Land. Mit 19 Jahren begann er eine Lehre als Anstreicher. Doch wegen einer Allergie gegen Farben musste er ein Jahr lang aufs Malen verzichten. 1975 fing er wieder an zu malen, tagsüber als Anstreicher in einer LPG und in der Freizeit künstlerisch. Nach seinem Militärdienst bei der Transportpolizei der DDR begann er 1986 das Studium der Wissenschaftsgrafik und des Kommunikationsdesigns in Berlin. 1993 beschloss Jürgens den steinigen Weg eines selbständigen Malers, Grafikers und Fotografen zu gehen.
Wenn Manfred W. Jürgens das Projekt zu einem Bild in Angriff nimmt, dann ist er getrieben aus einem inneren Drang bis an die Grenzen seiner geistigen und künstlerischen Fähigkeiten zu gehen, um das optimalste Ergebnis zu erzielen. Und die kleinste Unzufriedenheit mit dem Resultat löst Qualen des Zweifelns aus, solange, bis die Überarbeitung den vermeintlichen Makel behoben hat. „Das Ergebnis“, so Museumsdirektor Oliver Fok, „sind immer Bilder, die nicht nur in Perfektion das Gesehene abbilden, sondern eine Tiefe haben, die diese Bilder beseelen.“ Bis zur Ausführung eines Bildes bedarf es bei Jürgens eines intensiven Vorbereitungsprozesses, bei dem zuweilen mehrere hundert Fotografien entstehen, bis jene Momente eingefangen sind, in denen die schützende Hülle eines Menschen oder auch eines Tieres für einen Bruchteil eines Augenblicks fällt und das Innere sich nach außen öffnet. Dann ist das perfekte Motiv gefunden und die Umsetzung des Bildes kann mit Hilfe der fotografischen Skizzen in Angriff genommen werden. Um ein Bild zu malen tapeziert Jürgens zunächst eine Holztafel mit einer Leinwand. Auf dieser bringt er einen Kreidegrund auf, dem bis zu zwölf Lasurschichten folgen, bis das Tafelbild nach Monaten seinen Schlussfirnis erhält. Seinen Stil bezeichnet er als „Neuen Realismus“. Es ist ein Realismus, der mehr ist als nur Abbildung der Wirklichkeit. Seine Bilder lassen den Betrachter erahnen, dass jedes Motiv auch eine Geschichte hat, die weit hinter dem Dargestellten, jenseits der Bildoberfläche steckt. So vermag es Manfred W. Jürgens seine zweidimensionalen Bilder zu imaginären dreidimensionalen Kunstwerken werden zu lassen.
Die Ausstellung ist noch bis 30. August zu den Museumsöffnungszeiten (Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr) zu sehen. Der Künstler selbst ist noch einmal zum Kunstmarkt ParkArt am 8./9. August anwesend. Er führt an beiden Tagen um 15 Uhr durch die Ausstellung und erzählt von den Geschichten hinter den Bildern. Schulklassen wie auch Erwachsenengruppen können zudem geführte Kunstgespräche durch die Ausstellung buchen. Weitere Informationen und Anmeldungen unter Tel. 05952 / 93 23 25.